Aggression gehört zum normalen Hundeverhalten! Grundsätzlich unterscheidet man verschiedene Formen der Aggression beim Hund:

• Rivalisierende Aggressivität: z.b. der Streit um einen Leckerbissen.
• Rangordnungsbezogene Aggressivität: Der Hund sieht die Familie und sich als Rudel. In diesem Rudel "sucht bzw. schafft der Hund klare Rangordungsverhältnisse"(Althaus, 1989). Was bedeutet, wenn nicht die Menschen der Chef sind, dann wird es der Hund. Das der Hund versucht die Alpha-Position im Rudel zu erreichen ist normal.
• Aggressivität unter Rüden.
• Angstbedingte Aggression: Zum aggressiven Verhalten kommt es vorallem dann, wenn der Hund nicht flüchten kann (z.B. weil er angeleint ist oder in eine Ecke gedrängt wird).
• Schmerzbedingte Aggression: Diese Form der Aggression kann auch noch zurückbleiben, wenn der Schmerz gar nicht mehr besteht.
• Territoriale Aggression: Der Hund versucht Fremde (Besuch, Briefträger, andere Hunde) von seinem Territorium zu vertreiben. Es passiert häufig, dass Hunde neben Haus und Garten auch das Autooder den tisch im Gasthaus zu ihrem Territorium zählen.
• Aggression als Teil des Jagdverhaltens
• Mütterliche Aggression
• Antrainierte Aggression
• Krankhafte Aggression: bei Erkrankungnen des Gehirns

Aggression gilt dann als Verhaltensstörung, wenn sie

1. in unpassendem Zusammenhang auftritt: z.B. der Hund wird gestreichelt und beißt plötzlich ohne Grund seinen Besitzer.
2. in ihrer Intensität über die Norm gesteigert auftritt: z.B. wenn der Hund einen anderen Hund heftig attackiert und eventuell sogar verletzt oder tötet, obwohl sich der andere Hund unter Zeigen von Demut zurückzieht.

Ursachen für Aggression als Verhaltensstörung sind:

• mangelhafte Prägungs- und Sozialisierungsphase.
• genetische Faktoren
• Geschlecht (Rüden sind in der Regel aggressiver als Hündinnen)
• Erkrankungen (s. schmerzbedingte und krankhafte Aggression)

Wird ein Hund mit der Verhaltensstörung "Aggression" in der tierärztlichen Ordination vorgestellt, so wird zuerst eine genaue klinische und neurologische Untersuchung durchgeführt, um eventuelle Erkrankungen als Ursache auszuschließen.

Dem folgt die Erhebung einer Anamnese (Besitzergespräch). Nun kann der Tierarzt eine Problemliste und Diagnose erstellen und eine Therapie einleiten. Diese umfasst:

• Aufklärung des Besitzers.
• Erstellen eines Trainingsplans, am besten zusammen mit einem Hundetrainer.
• medikamentelle Unterstützung.

Die beschriebenen Aggressionsformen Ihres Hundes scheinen mir zu den Formen dominanzbedingte (Hund versucht in ihrer Familie Alpha zu werden) und angstbedingte Aggression (Fremde anbellen und dann weglaufen) zu zählen. Für Diagnose und Therapie muss aber der oben beschriebene Weg eingegangen werden.

Tierärztin Mag.med.vet. Anna Entner
8111 Judendorf-Straßengel bei Graz